Feministische Erkenntnistheorien

Sommersemester 2025 Seminarplan Seminar Dienstags 14–16 Uhr HS 1016 (KG I)

Bitte lesen Sie den Seminarplan sorgfältig!

Feministische Erkenntnistheorie benennt ein weites Feld von Epistemologien, die bei allen Unterschieden drei Gemeinsamkeiten haben: Erstens gehen sie davon aus, dass epistemische Phänomene – Überzeugungen, Wissen, Rechtfertigungen usw. – situiert sind, d.h. eingebettet in soziale Praktiken und nicht einfach von diesen ablösbar. Im Gegensatz zu traditionellen Erkenntnistheorien verbieten sich daher beispielsweise Definitionen von Wissen, die ein generisches, abstraktes Subjekt voraussetzen.

Zweitens interessieren sich feministische Epistemologien insbesondere für die Rolle von Gendernormen auf epistemische Phänomene, also welchen Einfluss Geschlecht als Sozialkategorie auf Wissenspraktiken hat. Dabei sehen feministische Erkenntnistheorien Gender nicht als abstrakten Universalbegriff an, sondern als stets verflochten mit weiteren sozialen Differenzierungskategorien wie Klasse oder race. Insofern sind (aktuelle) feministische Erkenntnistheorien intersektional.

Drittens geht es feministischen Epistemologien sowohl um die Kritik androzentrischer Annahmen und sexistischer Diskriminierungen in der Wissensproduktion (und unserem Verständnis davon) als auch um Verbesserungen, weshalb viele feministische Epistemologien Vorschläge für alternative Wissenspraktiken unterbreiten.

Im Seminar werden wir die Genese feministischer Erkenntnistheorien seit den 1980er Jahren nachvollziehen, und uns mittlerweile fest etablierte Grundlagenbegriffe sowie aktuelle Diskussionen im Feld erschließen. Die meisten Texte stammen aus dem kürzlich erschienenen Reader Feministische Epistemologien (siehe die Hinweise zur Literatur), aber wir werden auch darüberhinausgehende Themen besprechen, je nachdem, was sich nach dem ersten Drittel des Seminars als gemeinsames Interesse herauskristallisiert.

Allgemeine Literatur zur Vorbereitung

Harding, Sandra (Hrsg.) (2004 [1996]): The Feminist Standpoint Theory Reader. Intellectual and Political Controversies. New York, London: Routledge.

Hausen, Karin und Helga Nowotny (Hrsg.) (1986): Wie männlich ist die Wissenschaft? Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

Hoppe, Katharina und Frieder Vogelmann (Hrsg.) (2024): Feministische Epistemologien. Ein Reader. Berlin: Suhrkamp.

Scheich, Elvira (Hrsg.) (1996): Vermittelte Weiblichkeit. Feministische Wissenschafts- und Gesellschaftstheorie. Hamburg: Hamburger Edition.

Tanesini, Alessandra (1999): An Introduction to Feminist Epistemologies. Oxford: Blackwell.

Voraussetzungen

Das Seminar richtet sich vorrangig an Studierende im Master, kann aber auch von erfahrenen BA-Studierenden belegt werden. Grundkenntnisse in Erkenntnistheorie und feministischer Philosophie sind hilfreich.

Leistungsnachweise

Bitte sehen Sie in den Seminarplan, sobald dieser verfügbar ist.