Die Feministische Wissenschaftskritik (Feminist Science Studies) entwickelte sich im Kontext der sogenannten zweiten Welle des Feminismus in den frühen 1980er Jahren, in der sich mit einem breiten Themenspektrum rund um Sexualität, Reproduktion, körperliche Autonomie und Familienstrukturen befasst wurde. Die Unterscheidung zwischen Sex und Gender war dabei von zentraler Bedeutung für die Bewegung und für feministische Theoriebildung.
Die Feministische Wissenschaftskritik ist thematisch und historisch eng mit den Science and Technology Studies (STS) verbunden und wurde stark von feministischen Wissenschaftler*innen beeinflusst, die vor allem in den Fachbereichen der Anthropologie und der Philosophie, aber auch in den MINT-Fächern beheimatet sind. Ihnen ging es in erster Linie darum, Wissenschaft als integralen Bestandteil von Kultur und sozialen Machtverhältnisse zu betrachten und somit nicht als von der Gesellschaft getrennt angesehen werden kann.
Die Feministische Wissenschaftskritik versucht daher insbesondere androzentrische Vorurteile in den Wissenschaften aufzudecken, den weißen Mann als allgemeine Norm zu dezentrieren und dadurch als eine Art Gegenkultur zur Wissenschaft alternative Erkenntnistheorien und Methodologien zu entwickeln. Aus diesem Ansatz bildete sich ein sehr heterogenes Forschungsfeld heraus, das eine Vielzahl von Strömungen und Denkschulen umfasst.
Der Kurs will einen Überblick über diese Ideen und Entwicklungen der Feministischen Wissenschaftskritik vermitteln. Dazu werden Texte aus vier Jahrzehnten, verschiedenen Disziplinen, Ansätzen und Strömungen miteinbezogen, die sich sowohl mit abstrakten als auch praktischen Themen beschäftigen.
Zur Einführung und Orientierung werden zunächst Grundlagentexte behandelt, um sich anschließend mit der aktuellen Situation von Frauen in der Wissenschaft auseinanderzusetzen. Anhand von Studien, Daten und Erfahrungsberichten soll betrachtet werden, mit welchen Hindernissen und Herausforderungen Frauen in der Wissenschaft konfrontiert waren und weiterhin sind. Dabei wird auch die Möglichkeit bestehen sich direkt mit Forscherinnen auszutauschen und persönliche Einblicke in deren Erfahrungswelt zu bekommen. Daran anschließend wird untersucht, wie feministische Werte im akademischen Umfeld praktisch umgesetzt werden können.
Im dritten Block des Kurses befassen sich die Studierenden mit der Feministischen Erkenntnistheorie.Verschiedene epistemologische Ansätze werden diskutiert, wobei ein Fokus auf der Standpunkttheorie und Haraways Konzept des situierten Wissens gelegt wird. Der nächste Block befasst sich anhand praktischer Beispiele aus dem Feld der STS/FSS-Forschung mit den Bereichen Sexualität, menschliche Reproduktion und Reproduktionstechnologien. Abschließend werden im letzten Block die klassischen akademischen Themen verlassen und stattdessen die Verbindung von Wissenschaft und Kunst aus einer feministischen Perspektive betrachtet.
Der Kurs wird auf Deutsch stattfinden, die Literatur ist allerdings hauptsächlich englischsprachig.
Allgemeine Literatur zur Vorbereitung
[wird noch bekanntgegeben]
Voraussetzungen
Das Seminar ist offen für Studierende aller Fachbereiche.
Leistungsnachweise
Teilnahmenachweis: Entweder eine mündliche Textvorstellung oder zwei schriftlichtliche Textreflexionen.
Leistungsnachweis: Zusätzlich zu dem Teilnahmenachweis ist eine Hausarbeit anzufertigen; deren Thema muss vorher mit den Seminarleiter*innen abgesprochen werden.