Spätestens seitdem der Begriff »postfaktisch« bzw. »post-truth« 2016 zum Wort des Jahres gewählt wurde (und zwar sowohl von der Gesellschaft für Deutsche Sprache als auch vom Oxford English Dictionary), ist er in aller Munde. Doch was genau bedeutet diese Diagnose, der zufolge wir in einem »postfaktischen Zeitalter« leben?
Das Seminar widmet sich dem größeren Zusammenhang, der hinter diese Diagnose aufscheint: dem Verhältnis von Wahrheit und Politik –- oder genauer gesagt: von Unwahrheit und Politik. Wir werden eine Reihe von Konzepten untersuchen, mit denen die Politische Theorie bzw. die politische Philosophie versucht haben, Existenz, Genese und Funktion politischer Unwahrheit zu beschreiben. Der Schwerpunkt des Seminars liegt dabei auf dem Ideologiebegriff in seinen ganz verschiedenen Varianten: über Marx und Mannheim bis zu Adorno und Althusser, um nur einige zu nennen. In der zweiten Hälfte beschäftigen wir uns dann mit verwandten Konzepten wie Propaganda, der politischen Lüge oder Bullshit.
Allgemeine Literatur zur Vorbereitung zur Vorbereitung
Celikates, Robin (2017): Epistemische Ungerechtigkeit, Loopingeffekte und Ideologiekritik. Eine sozialphilosophische Perspektive. In: WestEnd 14 (2), 53–72.
D’Ancona, Matthew (2017): Post-Truth. The New War on Truth and How to Fight Back. London: Ebury Press.
Frankfurt, Harry G. (2006 [2005]): Bullshit. Übersetzt von Michael Bischoff. 1. Aufl. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Jaeggi, Rahel (2009): Was ist Ideologiekritik? In: Rahel Jaeggi und Tilo Wesche (Hrsg.), Was ist Kritik? Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 266–295.
Lenk, Kurt (Hrsg.) (1972 [1961]): Ideologie. Ideologiekritik und Wissenssoziologie. 6. Aufl. Darmstadt/Neuwied: Luchterhand.