Wer Demokratie sagt, sagt Kritik – so jedenfalls die Arbeitshypothese dieses Seminars, in dem wir uns mit dem Verhältnis von Demokratie und Kritik beschäftigen werden. Dazu gehört einerseits, dass wir uns die verschiedenen Formen aktueller, aber auch historisch einflussreicher Kritik an der Demokratie ansehen werden: Sowohl solche Einwände, die sich auf die konkrete Ausgestaltung von Demokratie beziehen – Repräsentationskritik und Postdemokratie-Diagnosen dürften hier zu den bekanntesten Kritikformen zählen –, als auch grundsätzliche Kritik an der Demokratie überhaupt, beispielsweise weil sie zwangläufig in Anarchie oder der Herrschaft des Mobs enden müsse.
Andererseits werden wir das Verhältnis aber auch umgekehrt beleuchten: Denn Demokratie, so könnte sich herausstellen, ist selbst wesentlich kritisch, beispielsweise gegenüber der Herrschaft von Menschen über Menschen. Und von hier mag ein Perspektivwechsel möglich werden, der die Kritik an der Demokratie als notwendige Selbstkritik durch die Demokratie versteht – so dass Kritik und Demokratie eben nicht einzeln zu haben wären.
Allgemeine Literatur zur Vorbereitung zur Vorbereitung
Agamben, Giorgio, Alain Badiou, Slavoj Žižek, Jacques Rancière, Jean-Luc Nancy, Wendy Brown, Daniel Bensaïd und Kristin Ross (2012): Demokratie? Eine Debatte. Berlin: Suhrkamp.
Rancière, Jacques (2011 [2005]): Der Hass der Demokratie. Übersetzt von Maria Muhle. 2. Aufl. Berlin: August.
Saar, Martin (2014): Heterogene Demokratie. In: Philosophische Rundschau 61.3, 183-205.