Ist Demokratie nicht allein der Name einer Regierungsweise, so haben in den letzten Jahren eine Reihe radikaler Demokratietheorien argumentiert, sondern ein ständiger Aufstand gegen den Staat (Abensour), der wahre Name der Politik als Unterbrechung (Rancière) oder ein Ereignis, dem es die Treue zu halten gilt (Badiou), dann birgt Demokratie stets ein anarchisches Element in sich. Diese (und andere) Theorien heben einen Moment der Unregierbarkeit hervor, der konstitutiv für die Demokratie sein soll. Aus einer anderen Richtung hat sich der Anarchismus mit demokratischen Organisationsformen beschäftigt, um zu erkunden, wie sich demokratische Selbstorganisation ohne staatliche Repressionsapparate denken und realisieren lässt.
Das Seminar fragt insofern sowohl nach der notwendigen Anarchie, die jeder Demokratie innewohnt, als auch nach demokratischen Potentialen im Anarchismus. Das Ziel ist, das Verhältnis von Demokratie und Anarchismus besser zu verstehen – und damit auch den so wertvollen wie fragilen Moment der Unregierbarkeit.
Allgemeine Literatur zur Vorbereitung zur Vorbereitung
Badiou, Alain, Jacques Rancière, Rado Riha und Jelica Šumič (1997): Politik der Wahrheit. Hrsg. von Rado Riha. Wien: Turia + Kant.
Blumenfeld, Jacob (2013): The Anarchist Turn. London: Pluto Press.
Graeber, David (2013 [2009]): Direkte Aktion. Ein Handbuch. Übersetzt von Sophia Deeg. Hamburg: Edition Nautilus.
Kuhn, Gabriel (2009): Vielfalt, Bewegung, Widerstand. Texte zum Anarchismus. Münster: Unrast Verlag.
May, Todd (1994): The Political Philosophy of Poststructuralist Anarchism. Pennsylvania: Pennsylvania State University Press.
Rancière, Jacques (2011 [2005]): Der Hass der Demokratie. Übersetzt von Maria Muhle. 2. Aufl. Berlin: August.