Die Beziehung zwischen Wahrheit und Demokratie war immer schon eine problematische: Während die Demokratie einerseits Wahrheit zu ignorieren scheint, weil in ihr nicht die Wahrheit, sondern die Mehrheit regiert, gilt sie andererseits als »Wahrheitsmaschine«, indem sie Deliberation vor Entscheidung verlangt. Doch dieser Gegensatz deckt nur jene Überlegungen ab, die Wahrheit unhinterfragt voraussetzen; von der Demokratie aus gesehen, droht zu viel Wahrheit umzuschlagen in Technokratie, Expertokratie oder die Herrschaft von Philosophenkönigen. Gleichwohl kann die Demokratie auf die Macht der Wahrheit nicht verzichten. Diese und weitere Facetten der problematischen Beziehung zwischen Wahrheit und Demokratie sollen im Zentrum des Seminars stehen.
Allgemeine Literatur zur Vorbereitung zur Vorbereitung
Agamben, Giorgio et al. (2012): Demokratie? Eine Debatte. Berlin: Suhrkamp.
Badiou, Alain, Jacques Rancière, Rado Riha und Jelica Šumič (1997): Politik der Wahrheit. Hrsg. von Rado Riha. Wien: Turia + Kant.
Elkins, Jeremy und Andrew Norris (Hrsg.) (2012): Truth and Democracy. Philadelphia: University of Pennsylvania Press.
Hagner, Michael (Hrsg.) (2012): Wissenschaft und Demokratie. Berlin: Suhrkamp.