Der Begriff der Verantwortung hat eine spektakuläre Karriere hinter sich. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts ein eng beschränktes Konzept der Rechtsprechung, hat er sich seither sowohl in der Alltagssprache als auch in den verschiedensten Wissenschaften verbreitet. Doch so vertraut das Konzept politischer Verantwortung scheint, so wenig bekannt ist ihre Entstehung in den politischen Debatten frühliberaler Denker. Das Seminar beginnt daher mit einer Untersuchung der Anfänge des Verantwortungsbegriffs in den Artikeln der Federalist, der französischen Liberalen und des deutschen Vormärz. Erst danach lässt sich der beeindruckende Aufstieg von Verantwortung in den verschiedenen politischen Kontexten verstehen: in Max Webers Verantwortungsethik, in den Bemühungen zur Vergangenheits-bewältigung nach dem zweiten Weltkrieg (Karl Jaspers), in den moralischen Reflexionen für eine nachhaltige Politik (Hans Jonas) bis hin zu den gegenwärtigen Entwicklungen des Konzepts einer »responsibility to protect« in den internationalen Beziehungen.
Allgemeine Literatur zur Vorbereitung
Bayertz, Kurt (1995): Eine kurze Geschichte der Herkunft der Verantwortung. In: Kurt Bayertz (Hrsg.), Verantwortung. Prinzip oder Problem? Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 3–71.
Heidbrink, Ludger und Alfred Hirsch (Hrsg.) (2007): Staat ohne Verantwortung? Zum Wandel der Aufgaben von Staat und Politik. Frankfurt a. M./New York: Campus.
McKeon, Richard (1957): The Development and the Significance of the Concept of Responsibility. In: Revue Internationale de Philosophie 39 (1), 3–32.
Weber, Max (1988 [1919]): Politik als Beruf. In: ders.: Gesammelte politische Schriften. Hrsg. Von Johannes Winckelmann. Tübingen: Mohr Siebeck, 505–560.