Frieder Vogelmann
Ontologien des Politischen im Widerstreit
Berlin, 25.–27. September 2019
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I. Die Macht des Seins
II. Das Sein der Macht
III. Eine emanzipierende Depotenzierung von Ontologie
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Relational
»Macht« meint immer Machtbeziehungen, die nur in ihrer Ausübung existieren und insofern fragil sind.
Produktiv
Machtbeziehungen sind nicht auf repressive Machtbeziehungen zu reduzieren: sie stiften an, ermöglichen, erzeugen – und eines ihrer ersten Prddukte sind Subjekte.
Strategisch
Machbeziehungen können nicht von den ausübenden Subjekten her identifiziert werden, sondern müssen von ihrer Technologie und ihrer Strategie her individuiert werden.
Relational
Wenn Macht die Relationen zwischen Subjekten meint, die selbst erst durch solche Beziehungen konstituiert werden, dann bedürfen wir eines Begriffs von Relationen, der keine bereits existierenden Relata voraussetzt.
Produktiv
Dass Machtbeziehungen Individuen erst produzieren, zählt schon deshalb zu Foucaults kontroversesten Behauptungen, weil sie die Allgegenwart der Macht bis dorthin ausdehnt, wo wir uns »authentisch« und »ganz bei uns selbst« fühlen – und weil sie handlungstheoretische Erläuterungen von Macht verhindert.
Strategisch
Wir brauchen eine Erklärung, wie Machtbeziehungen »gleichzeitig intentional und nicht-subjektiv« (Foucault, Der Wille zum Wissen [1976], 95) sein können.
I. Die Macht des Seins
II. Das Sein der Macht
III. Eine emanzipierende Depotenzierung von Ontologie
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Andermann plädiert für eine »metaphysische« Interpretation, die die unausweichlichen ontologischen Voraussetzungen seines Machtbegriffs explizit anerkennt. Das nicht zu tun sei Reflexionsverweigerung:
| Saar will dagegen die Begründungslast ermäßigen, die uns eine Ontologie des Politischen auferlegt, indem wir auf »schwache« (Stephen White) oder »historische« (Ian Hacking) Ontologien umsteigen. Eine Orientierung an Spinozas Modell sei auch möglich,
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I. Die Macht des Seins
II. Das Sein der Macht
III. Eine emanzipierende Depotenzierung von Ontologie
»Ich glaube, daß man in einer Geschichte der Ontologien des wahren Diskurses […] zumindest drei Fragen stellen müsste. Erstens, was ist die diesem oder jenem Diskurs unter allen anderen eigentümliche Seinsweise, sobald er in die Wirklichkeit ein bestimmtes Spiel der Wahrheit einführt? Zweite Frage: Was ist die Seinsweise, die dieser Diskurs der Wirklichkeit verleiht, über die er spricht, und zwar durch das Spiel der Wahrheit, das er vollzieht? Dritte Frage: Welchen Seinsmodus erlegt dieser Diskurs der Veridiktion dem Subjekt auf, das den Diskurs hält, und zwar so, daß dieses Subjekt dieses bestimmte Spiel der Wahrheit richtig spielen kann? […]
Daraus folgt, daß jeder Diskurs, […], jede Veridiktion wesentlich als Praxis zu verstehen ist. Zweitens, daß jede Wahrheit auf der Grundlage eines Spiels der Veridiktion verstanden werden soll. Und schließlich, daß jede Ontologie als Fiktion analysiert wird.«
Michel Foucault, Die Regierung des Selbst und der anderen (2009), 18
Foucaults Politisierung der Ontologie hat eine selbstreflexive Dimension: Die epistemologische Erkenntnis des Postfundamentalismus, die den ersten Schritt der Politisierung von Ontologie bildet, richtet sich unausweichlich auch gegen Foucaults eigene, implizite Ontologie des Politischen.
Foucault hat diese epistemologische Depotenzierung noch der eigenen Veridiktionspraktiken nicht nur gesehen, sondern aktiv genutzt: Seine Genealogien gelten immer wieder den eigenen Begriffen und ihren Voraussetzungen – beispielsweise seinem militärischen, auf der »Kriegshypothese« fußendem Machtbegriff in In Verteidigung der Gesellschaft (1975/76) oder dem eigenen Wissensbegriff in Die Regierung der Lebenden (1979/80). Letzteres allerdings ohne Erfolg.
Aus der chinesischen Enzyklopädie Himmlischer Wortschaft wohltätiger Erkenntnisse
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