Thinking and Unthinking the Present: Philosophy after Foucault

In Foucault Studies 36, 31–54.

Zusammenfassung

Wie könnte ein zeitgenössisches Philosophieren mit und nach Michel Foucault aussehen? Nach einer kurzen Analyse von Foucaults ambivalenter Haltung gegenüber der akademischen Philosophie in seinem posthum veröffentlichten Buch Le discours philosophique plädieren wir dafür, seine historisch-philosophische Praxis der Gegenwartsdiagnose fortzusetzen. Das bedeutet, dass wir seine analytische Heuristik (mit den drei Dimensionen Macht, Wissen und Subjektivität) aufgreifen anstatt an seinen konkreten diagnostischen Konzepten und ihren spezifischen historischen Ergebnisse anzusetzen. Wir argumentieren, dass die gemeinsame methodische Operation auf jeder der drei Achsen darin besteht, den Fokus von den gegebenen Legitimitäten, Normen, Identitäten und dem Selbst auf die deren jeweilige historische, konfliktbehaftete Entstehung zu verlagern. Praktiziert man Philosophie auf diese Weise, kann man foucaultianische Beiträge zu zwei zeitgenössischen philosophischen Debatten entwickeln: zur kritischen Ontologie und zur politischen Erkenntnistheorie. Während Ontologie und Erkenntnistheorie für Philosoph*innen, die sich von Foucault inspirieren lassen und ihm kritisch verbunden sind, als überraschende Arbeitsfelder erscheinen mögen, versuchen wir, diese Vorbehalte zu zerstreuen. Dabei zeigen wir, was in beiden Debatten auf dem Spiel steht, indem wir auf die dringenden Probleme ökologischer Fragen bzw. der Problematisierung von Unwahrheiten in der Politik hinweisen.