Evidenz, Wissenschaft, Politik. Über die Gefahr von Kollektivsingularen

In: Ana Honnacker, Julian Prugger and Michael Reder (Hrsg.): Welches Wissen (und welche Wissenschaft) braucht die Politik? Berlin/Boston: De Gruyter 2024, 7–24.

Zusammenfassung

Die Forderung nach evidenzbasierter Politik hat den gemeinen Menschenverstand für sich, trifft aber auf Probleme, untersucht man die verwendeten Begriffen »Evidenz«, »Wissenschaft« und »Politik« im Detail. Im Rückgriff auf drei prominente Diskussionen in der Wissenschaftstheorie – zum Abgrenzungsproblem, zu Werten in wissenschaftlichen Praktiken und zum Begriff der Evidenz – zeigt der Beitrag, warum Pluralismus und die Uneinheitlichkeit von Wissenschaften heute als Standardannahmen gelten. Auch der Politikbegriff muss sorgsam bestimmt, wenn nicht pluralisiert werden, um jene fragwürdigen Idealisierungen von Politik zu vermeiden, die Konflikte prinzipiell ausblenden. Der Beitrag schließt mit einigen Überlegungen, was es bedeutet, aus dieser Perspektive für Politiken zu streiten, die wissenschaftliche Evidenzen ernstnehmen.