Der Artikel enthält drei Thesen, deren erste behauptet, dass »Kraft« und »Normativität« nicht nur zwei grundlegende Begriffe in der (Sozial-)Philosophie sind, sondern zwei Paradigmen, die beanspruchen, unsere Vorstellung von der Welt zu strukturieren, das den Menschen Eigentümliche zu benennen und die Aufgabe der Philosophie zu bestimmen. Ihre Konfrontation wiederholt, so die zweite These, den Streit zwischen neukantianischem Normativismus und Lebensphilosophie im 19. Jahrhundert, d.h. zwischen »Geltung« und »Leben«. Die Differenzen dieser Wiederholung betreffen der dritten These zufolge Position, Status und Verfasstheit von Subjektivität. Während die Geltungstheorien des 19. Jahrhunderts mindestens Spuren eines Antisubjektivismus enthalten, ist es heute das Paradigma der Kraft, das das Subjekt zu einem kontingenten Erzeugnis aufeinanderprallender Kräfte depotenziert. Dagegen behauptet der gegenwärtige Normativismus die Autonomie eines souveränen Subjekts, dessen wertende Tätigkeit die Quelle der Nicht-Gleichgültigkeit in seiner Welt ist.