Der Betrag ist Teil des von Axel Honneth herausgegebenen Schwerpunkts »Stoner - Ambivalenzen einer Sozialfigur«.
Müssen wir uns William Stoner als glücklichen Menschen vorstellen? Sein Autor jedenfalls legt dies nahe, wenn er in einem Interview 1985 über Stoner sagt:
»I think he had a very good life. He had a better life than most people do, certainly. He was doing what he wanted to do, he had some feeling for what he was doing, he had some sense of the importance of the job he was doing. […] His job gave him a particular kind of identity and made him what he was.« (Woolley 1986: 21 f.)
Wenn Stoner ein glücklicher Mensch ist – und seine Sterbeszene stellt uns diese Frage mit atemberaubender Dringlichkeit –, weil er nach Wissen sucht, weil er dieser Suche an der Universität nachgehen kann und weil er sein Wissen dort weitergeben darf, dann gibt Williams Äußerung Anlass zu einer philosophischen Lektüre des Romans. Schließlich sind die Liebe zu und die Suche nach einem Wissen, das uns wie Stoner ein glückliches Leben selbst gegen Kriege, katastrophale und/oder rauschhafte Liebesbeziehungen und am Ende sogar gegen den Tod gewährt, genau die Themen, mit dem Platons Sokrates die Philosophie beginnen lässt.
Eine italienische Übersetzung ist in La saggezza di Stoner, hg. von Barbara Carnevali. Fazi Editore 2016 erschienen.