In der Debatte um die Ontologien des Politischen spielt Michel Foucault eine wichtige, aber mehrdeutige Rolle. Einerseits wird Foucaults historisch-philosophische Praxis als Politisierung von Ontologie(n) gelesen und seine Analysen damit als erschütternde oder entlarvende Kritik vermeintlich notwendiger ontologischer Setzungen verstanden. Andererseits wird Foucaults Analytik der Macht als eine eigene Ontologie des Politischen gedeutet, auf der seine Kritik aufruht. Im meinem Vortrag möchte ich Gemeinsamkeiten und Differenzen beider Positionen anhand der Gestaltung und der Funktion »des Politischen« aufzeigen, ehe ich eine dritte Lesart vorstelle. Sie geht von der Beobachtung aus, dass Foucaults Selbstinterpretationen keine der beiden vorgestellten Deutungen unterstützen, weil sie die zentral Stellung verkennen, die Foucault dem Freilegen der politischen Signifikanz von Wahrheit beimisst. Seine kritische Praxis ist daher, anders als viele Ontologien des Politischen, nicht prinzipiell gegen epistemologische Fragen gerichtet, sondern integriert diese.
Die Tagung ist eine gemeinsame Veranstaltung des Instituts für Philosophie der Freien Universität Berlin und des Instituts für Politikwissenschaft (Fachbereich Politische Theorie) der Universität Wien. Sie wird organisiert von Matthias Flatscher, Oliver Marchart, Jan Slaby und Gerhard Thonhauser.