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Neither Scientific, nor Philosophical, nor Critical? The Knowledge in Diagnoses of Our Times as Seen by Their Critics [in German]

In: Thomas Alkemeyer, Nikolaus Buschmann und Thomas Etzemüller (eds.): Gegenwartsdiagnosen. Kulturelle Formen gesellschaftlicher Selbstproblematisierung in der Moderne. Bielefeld: Transcript, 601–620.

Abstract

Zeitdiagnosen tragen ein spezifisches Wissen vor: ein Wissen darüber, was “heute” und “für uns” spezifisch ist. Damit treten sie in Konkurrenz zu anderen Formen des Wissens mit ähnlichen Ansprüchen, allen voran soziologischem und philosophischen Wissen. Denn zumindest ein Teil der Soziologie stellt sich die Aufgabe, “uns” darüber aufzuklären, in welcher Gesellschaft “wir” “heute” leben. Und zumindest zwei wichtige Traditionen der (Sozial-)Philosophie reklamiert für sich, “ihre” Zeit in Gedanken zu fassen (Hegel) oder eine Diagnose der Gegenwart zu erstellen (Foucault). Im Spiegel der Abgrenzungsbemühungen dieser Disziplinen zu “bloßen Zeitdiagnosen” lassen sich, so werde ich argumentieren, die drei konstitutiven Operationen zeitdiagnostischen Wissens herausarbeiten: isolieren, generalisieren und signifizieren.

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Das Geschäft der Gegenwartsdiagnose hat Konjunktur: Diagnostiziert werden in naher Zukunft drohende Klimakriege, der Kollaps der Energieversorgung oder gleich die Auslöschung der gesamten Menschheit, aber auch ein Verlust von ‘Heimat’, ‘Werten’ oder – im Zuge der Digitalisierung – kognitiven Fähigkeiten in der ‘Jugend’.

Vor dem Hintergrund einer tiefen diagnostischen Prägung der modernen Welt- und Selbstwahrnehmung, in der tendenziell alles und jeder einem untersuchenden Blick unterzogen, vermessen und im Hinblick auf mögliche Fehlentwicklungen, Abweichungen und Bedrohungspotenziale ausgekundschaftet wird, untersuchen die Beiträge des Bandes, wie als Diagnosen auftretende Gegenwartsdeutungen entstehen und wirksam werden.