Kriminalromane sind anti-emanzipatorisch, oder kürzer und brutaler: Krimis sind rechts. Zwar ist diese These so altbacken, dass sie nicht einmal zum Retro-Trend taugt, doch leider ist sie richtig – und wirft eine Reihe von Fragen auf. Nicht die Frage, ob wir nicht längst in einer Zeit jenseits des Rechts-Links-Schemas leben – noch die politisch unbedarftesten Figuren in Virginie Despentes’ Das Leben des Vernon Subutex, diesem großartigen Kaleidoskop der Gegenwartsgesellschaft, wissen, dass das nur sagt, “wer nach rechts kippt”. Nein, wenn Krimis rechts sein sollten, wenn Kriminalromane anti-emanzipatorisch sind, müssen wir fragen: warum? Wie kann eine Fiktion zwangsläufig politische Bedeutung haben? Welche Beziehung muss sie dazu zur Nicht-Fiktion haben?